Lungenkrebsbetroffene Cinzia
Lungenkrebs
Stigmatisierung

Lungenkrebs - Die Schuldfrage bringt nichts!

Wie keine andere Krebsart ist Lungenkrebs mit dem Stigma «selber Schuld» belegt. Auch die 51-jährige Cinzia musste sich nach ihrer Lungenkrebsdiagnose immer wieder dieselbe Frage anhören: «Hast du geraucht?»

Im  Gespräch  mit  Cinzia

«Nach hinten schauen und sich fragen, was gewesen wäre, wenn ich nicht geraucht hätte – das bringt doch nichts», sagt Cinzia gleich zu Beginn des Gesprächs. Die Kosmetikerin bekam vor vier Jahren die Diagnose Lungenkrebs, Stadium 4 mit Metastasen im Gehirn, in den Nebennieren und Lymphknoten. So vernichtend die Diagnose war, so sehr weckte diese den Kämpfergeist in Cinzia. Mit dem eisernen Willen gesund zu werden, unterzog sie sich einer Immuntherapie mit anschliessender Operation, verbrachte mehrere Wochen bei einem Schamanen im Dschungel und gilt heute als krebsfrei. «Es ist mein Weg und niemand hat das Recht zu urteilen oder mir Vorwürfe zu machen», sagt sie. Vielmehr blickt Cinzia nach vorne, versprüht viel Optimismus und sagt: «Stigmas können nur abgebaut werden, indem man kommuniziert und aufklärt. Lungenkrebs kann jeden treffen – ob Raucher oder Nichtraucher».

Cinzia hatte Lungenkrebs

Cinzia setzt sich ein gegen Vorurteile bei Lungenkrebs

«Ein Skifahrer, der verunfallt, wird auch nicht mit der Schuldfrage konfrontiert»

Als Cinzia die Diagnose bekam, brach für sie, aber auch für ihren Ex-Mann, die Welt zusammen. «Wir stehen uns noch immer sehr nah und haben eine gemeinsame 15-jährige Tochter. Für ihn, in seiner Verzweiflung, war es wichtig, meine Krankheit einem Grund zuordnen zu können. Naheliegend war der, dass ich geraucht hatte. Er wollte in dieser schwierigen Situation nur das Beste für mich, aber auch für unsere Tochter. Er war der Meinung, eine rationale Erklärung würde ihr helfen, meine Diagnose besser zu verkraften », erzählt Cinzia. Dass er dadurch dem Stigma der Selbstverschuldung verfiel, war ihm nicht bewusst und keine Absicht. Vielleicht war es aber auch einfach die eigene Angst, dass es ihn, als langjährigen Kettenraucher, ebenfalls treffen könnte. Jedenfalls sprach er das Thema bei Cinzias Lungenfacharzt an und der winkte vehement ab: «Die Schuldfrage können sie sich sparen, es gibt keine Begründung weshalb und ist einfach Pech. Ein Skifahrer, der einen Unfall baut, wird auch nicht verurteilt, obschon er sich bewusst einem Risiko ausgesetzt hat.» Das Thema war damit für ihren Ex-Mann erledigt und spielte auch bei ihrer Tochter nie eine Rolle. «Für sie war nur wichtig, dass sie mich nicht verliert und ich wieder gesund werde», so Cinzia. Dass ihre Familie sie mit dem Stigma der Selbstverschuldung nicht weiter belastet hat, war für Cinzia befreiend.

 

20 Prozent der Patient*innen haben nicht geraucht!

Dass sich Cinzia in ihrem Berufsalltag immer wieder mit derselben Frage konfrontiert sieht, nimmt sie teils entspannt, teils genervt hin. «Während der Pandemie musste ich als Hochrisikopatientin mein Kosmetikgeschäft für viele Monate schliessen. Danach wurde ich natürlich mit Fragen nach dem Warum überhäuft», erinnert sich Cinzia. Offen wie sie ist, gab sie Auskunft über ihre Krankheit und wurde nicht müde auf die Frage: «Hast du denn geraucht?», zu antworten, dass es eben jeden treffen kann, dass Schuldzuweisungen und Vorwürfe nichts bringen. Zugleich gibt die ehemalige Halbmarathonläuferin zu, dass sie sich unbewusst immer wieder in der Rechtfertigungshaltung wiedergefunden hat. «Je nach Gesprächspartner*in habe ich mir auch erlaubt mit einem Nein auf die Raucherfrage zu antworten, um keine weiteren Diskussionen führen zu müssen.»

Cinzia gilt heute als Krebsfrei

Heute geht es Cinzia gut

Zum Umdenken animiert

Mit ihrer Geschichte und mit ihrer offenen Kommunikation hat Cinzia in ihrem Umfeld einiges bewegt: Freundinnen, die aufgehört haben zu rauchen und Kund*innen, die sich mit ihren eigenen Vorurteilen auseinandergesetzt haben. «Oftmals haben meine Gesprächspartner*innen nach der «Rauch-Frage» direkt gemerkt, dass diese indirekte Schuldzuweisung unangebracht war. Niemand fragt mit böser Absicht und trotzdem ist es manchmal verletzend», so Cinzia. Wie würde sie sich wünschen, dass Gesprächspartner*innen reagieren? «Das tut mir leid. Wie geht es dir damit? Wäre deutlich feinfühliger».

 

Zum Schluss

Was müsste sich ihrer Meinung nach in der Öffentlichkeit ändern, um den Vorurteilen gegenüber Lungenkrebspatient*innen entgegenzuwirken? 
«Zum einen ist es wichtig, darüber aufzuklären, dass mindestens 20 Prozent der Betroffenen nie geraucht haben. Lungenkrebs kann jeden treffen – ob Raucher oder Nichtraucher. Zum anderen müssen die Menschen verstehen, dass es keine Rolle spielt, ob man «selber schuld» ist. Jeder Lungenkrebsbetroffene verdient dasselbe Mitgefühl wie beispielsweise eine Brustkrebspatientin. Zudem ist die Prognose bei Lungenkrebs heute kein Todesurteil mehr und es tut sich viel bei den Diagnose- und Therapiemöglichkeiten. Ich bin das beste Beispiel dafür!»

Cinzia heute

Cinzia ist das beste Beispiel für den Fortschritt bei Lungenkrebs

Initiative unterstützt durch AstraZeneca.
©AstraZeneca 2020. CH-5297_11/2021

Anna Birkenmeier
Datum: 26.09.2022